Die Linke Fraktion Witten: Reden/Haushaltsreden

Rede im Rat am 13.12.2022 zu TOP 16.1:

Linksfraktion

Renkel und die AfD – Antrag auf Umbenennung des Karl-Marx-Platzes

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

sehr geehrte Damen und Herren,

 

wie bereits im HFA, lehnt die Fraktion DIE LINKE. diesen Antrag der AfD auch im Rat ab.

 

Zur Begründung:

Warum heißt der Platz Karl-Marx-Platz?

Im deutschen Faschismus von 1933 – 1945 sind viele Plätze und Straßen nach Größen dieser Zeit benannt worden.

Nach der Befreiung vom Faschismus 1945 war es vielen Menschen ein großes Anliegen, diese Namen nicht mehr in ihrem Umfeld sehen zu müssen. Die mit den Namen verbundenen Erinnerungen an die Weltkriege und weitere Verbrechen waren für viele nicht mehr erträglich.

In Witten sind die Beschlüsse für die Umbenennungen am 12.9.1947 im Stadtrat getroffen worden. Sie stellen ein klares Zeichen für die beginnende demokratische Gesellschaftsordnung dar.

 

Der Karl-Marx-Platz hieß zuvor Königsplatz.

Eine interessante Veränderung. Der Theoretiker der kapitalistischen Wirtschaftsweise, der Kritiker der Anhäufung des Kapitals bei nur wenigen Menschen und der Kämpfer für mehr Rechte der arbeitenden Klasse ersetzt den König! Zumindest mit dem Namen.

Damit verbinde ich auch, dass es in der Gesellschaft nach 1945 wieder mehr soziale Rechte geben sollte und die Gewerkschaften wieder frei arbeiten durften.

Zuvor sind Sozialdemokraten, Sozialisten und Kommunisten sowie aktive Gewerkschaftler von den Nazis verfolgt und ermordet worden!

Hier wollte der Rat ein klares Gegengewicht setzen!

Die Versuche der AfD, Karl Marx als Philosophen und Theoretiker die Verantwortung für den Stalinismus oder anderer totalitärer Staatsformen in die Schuhe schieben zu wollen, zeigt nur die Unkenntnis der Antragsteller.

Das Werk von Karl Marx und seine vielen Schriften ausführlich zu würdigen, dazu fehlt hier die Zeit. Aber ohne seine Ideen zur Politischen Ökonomie sind viele Kämpfe für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen heute nicht vorstellbar.

Daher lassen Sie uns den Platz weiter Karl-Marx-Platz nennen! Unsere Vorväter und -mütter im Stadtrat Witten 1947 haben dies weise entschieden.

 

Welches ist unsere Aufgabe heute? Welche Denkmale fehlen?

In zwei Tagen findet eine interessante Veranstaltung im Haus Witten statt. Ralph Klein, geehrter Stadthistoriker aus Witten, stellt seine neuen Forschungen zur Deportation der Sinti und Roma aus Witten nach Ausschwitz vor. Er erforscht die Schicksale der im dritten Reich in Witten lebenden Sinti und Roma. Aufgrund des Ausschwitz-Erlasses von 1942 sollten alle Sinti und Roma ermordet werden. Fast alle aus Witten deportierten Sinti und Roma erlitten diese Schicksal.

Es ist an der Zeit, an diese Menschen zu erinnern, an den Völkermord an den Sinti und Roma, der in ihrer Sprache „Porajmos“ genannt wird. Ein Ort für das Gedenken könnte der Sportplatz im Dorney sein. Dort befand sich das Lager, wo sie zwangsweise festgesetzt wurden.

Die Aufarbeitung der Nazizeit und ihrer Verbrechen, das Lebendighalten der Erinnerung für uns und die nächsten Generationen, um eine Wiederholung zu verhindern, dies sind die wichtigen Aufgaben für uns heute. Gerade die Aufdeckung der Verschwörungen zum Umsturz in den Kreisen von Reichsbürgern, AfD und Querdenkenden vor wenigen Tagen zeigt, dass wir auch heute weiter klare Kante gegen Rechts zeigen müssen.

 

Den Antrag der AfD können wir nur ablehnen.