Bauvorhaben Homberge ersatzlos streichen.

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,

sehr geehrte Damen und Herren des Rates der Stadt Ennepetal,

die Fraktion „Die Linke/Piratenpartei“ beantragt, dass der Rat der Stadt Ennepetal das Bauvorhaben Homberge ersatzlos streicht.

Wir hatten diesen Antrag schon einmal im Februar 2018 eingereicht. Damals wurde dieser abgelehnt. Durch den Stimmungsumschwung in der SPD ( Artikel vom 02. August in der Westfälischen Rundschau), sehen wir als Fraktion Die Linke/Piratenpartei im Rat der Stadt Ennepertal keine Mehrheit mehr für dieses Projekt.

Um weitere finanzielle Schäden für die Stadt Ennepetel durch Gutachten etc. abzuwenden beantragen wir das Bauvorhaben Homberge ersatzlos zu streichen.

Ebenso gelten für uns weiterhin die unten aufgeführten ökologischen und städtebaulichen Folgen:


1.) Umwelt/Naturschutz: Das Baugebiet ist ein Biotop für Insekten und andere Kleinlebewesen. Gerade in Zeiten des massiven Insektensterbens müssen naturbelassene Flächen erhalten bleiben, um diesen Arten noch einen Lebensraum bieten zu können.

2.) Zersiedelung Jahrzehnte: Nachdem die Zersiedelung erstmals als Thema in die Öffentlichkeit gelangte, ist sie weitgehend als Problem anerkannt worden. Von einer Lösung sind wir allerdings nach wie vor weit entfernt. Jeden Tag wird eine Grünfläche von mehr als 8 Fußballfeldern verbaut. Dabei gehen wertvolle unverbaute Landschaften verloren.

Klar ist: Je weitläufiger das Siedlungsgebiet, also je zersiedelter eine Region, desto länger sind die Transportwege und desto mehr Verkehr entsteht folglich. Mehr Verkehr bedeutet mehr Lärm und Abgase und damit weniger Lebensqualität. Ausserdem ist der Verkehr selber wiederum ein Treiber der Zersiedelung:

Den Strassen, Parkplätzen und Garagen fällt unverbautes Land ebenso zum Opfer wie der Wohnfläche. So hat die Fläche für Autobahnen von 1985 bis 2009 um 48.8% und die Zahl der Parkplätze gleichzeitig um 55% zugenommen. Der Autoverkehr hängt stark mit der Zersiedelung zusammen. Denn die ökologische Alternative, der öffentliche Verkehr in Form von Bahn, Bus funktioniert vor allem in den Städten gut, auf dem Land ist der Takt oft zu langsam. Zudem ist das Haltestellennetz zu wenig dicht um das Auto ersetzen zu können. Dies ist eine Konsequenz einer geringen Siedlungsdichte, bei welcher sich ein engmaschiges und hochfrequentes ÖPNV-Netz nicht lohnt. Die Landwirtschaft verliert mit der Zersiedelung ihre wichtigste Ressource: den Boden.

Mit jedem neuen Gebäude wird ein Stück wertvolles Landwirtschaftsland versiegelt. Die Folgen sind gravierend. Damit eine Fläche versiegelt und überbaut werden kann, muss sie verdichtet sein, um die Stabilität zu gewährleisten. Die dadurch verursachte Zerstörung der Bodenporen verunmöglicht den Wasser- und Sauerstofftransport. Ein grosser Teil der Bodenorganismen überlebt diese Verdichtung nicht. Pflanzen können so nicht mehr wachsen. Da Böden im Laufe extrem langer Zeiträume entstehen und eine Wiederherstellung kaum möglich ist, sind versiegelte Böden in der Regel irreversibel zerstört. Deshalb ist es leichtfertig und unsinnig, unsere Ackerböden der Zersiedelung zu opfern.

 Die Zersiedelung gefährdet die regionale Versorgung mit Nahrungsmitteln. Das vielgerühmte Dorfleben ist in vielen Gemeinden im Verschwinden begriffen. Wohnumgebungen, in denen man die Nachbarn kennt und im lokalen Verein mitwirkt, werden seltener. Dies hat damit zu tun, dass sich die eigentlichen Dörfer im traditionellen Sinn mehr und mehr in grosse Agglomerationen auswachsen. Es fehlt die historische Entwicklung, die entweder typisch ländlich oder typisch städtisch ist. Darum kommen häufig sowohl das Nachbarschaftsgefühl aus dem Dorf als auch die kulturellen Angebote aus der Stadt zu kurz. Die Agglomerationen sind ein Produkt der Zersiedelung.

Diese wirkt sich nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf das soziale Zusammenleben aus. Der Siedlungsbrei ist gewissermassen „seelenlos“, weil er das Land mit Infrastruktur überzieht, dabei aber das soziale Leben und die Lebensqualität ausser Acht lässt. Die Biodiversität leidet vor allem unter der sogenannten Landschaftszerschneidung. Jede zusätzliche Strasse, jedes neue Gebäude ausserhalb der bestehenden Siedlungsgebiete, trennt Lebensräume. Wiesen mit einem hohen Biotopwert müssen dem Beton weichen, Bienen finden in Gärten mit englischem Rasen keine Blüten. Die Artenvielfalt ist auf die Vernetzung der natürlichen Lebensräume angewiesen. Die Lebensqualität nimmt mit der Zersiedelung ab. Je mehr an den Siedlungsrändern gebaut wird, desto mehr verliert die Bevölkerung ihre Naherholungsgebiete. Wenn die Grünflächen in nützlicher Distanz verschwinden, fehlt den Menschen der Ausgleich zum Arbeitsleben. Unverbaute Landschaften prägen unser Wohlbefinden. Der Kontakt mit der natürlichen Umgebung sensibilisiert unseren Umgang mit der Umwelt und ihre Wertschätzung. Wer aufgrund mangelnden natürlichen Freiraums die Freizeitbeschäftigung in der Ferne suchen muss, nimmt dafür das Auto. Für die menschliche Entwicklung im Kindesalter ist eine natürliche Umgebung entscheidend, um Lernerfahrungen jenseits der konstruierten und materiellen Welt zu machen.

In diesem Sinne ist die Zersiedelung familienfeindlich. Die Ressource Boden ist begrenzt, die Folgen der Zersiedelung sind gravierend. Es braucht einen grundlegenden Richtungswechsel. Weitere Ausweitung auf städtische Randgebiete lehnt unsere Fraktion ab. Es schwächt die Innenstadt weiter und führt zu weiterem Ausbau der Infrastruktur, den die nächsten Generationen bei sinkenden Einnahmen der Stadt bezahlen müssen, um diese (Kanäle, Straßen, etc.) zu warten. Es ist aber eine Tatsache, dass die Stadt mit ihrer jetzigen Infrastruktur schon überfordert und kaum in der Lage ist, diese instand zuhalten. Bezüglich der Tatsache, dass die Zersiedelung unmittelbare Folgen auf den Verkehr hat, steht zu befürchten, dass sich die Verkehrssituation im Bereich Rüggeberger Strasse, Wilhelmshöher Strasse, Deterberg, also insbesondere die Situation der Bereiche Berufsschule, Friedenshöher Schule, Wassermaus und Kindergarten noch weiter verschärfen würde, als sie es jetzt ohnehin schon ist. 3.) Oberflächenversiegelung Infolge des Klimawandels werden zukünftig die Niederschlagsmengen im Winterhalbjahr zunehmen. Zusätzlich werden häufiger sogenannte Starkregenereignisse über das ganze Jahr auftreten.Starkregen kommt oft in Verbindung mit Gewittern vor, bei denen in wenigen Stunden erhebliche Regenmengen fallen können.Mit der anhaltenden Versiegelung von Flächen in Homberge wird es damit zu erhöhten Abflussmengen von Niederschlagswasser kommen. Unter Flächenversiegelung –oder auch Bodenversiegelung –versteht man alle Arten der unnatürlichen Bodenabdeckung, etwa durch Gebäude oder Straßen.

Die Versiegelung von Flächen stellt einen Eingriff in den Naturhaushalt dar. Der natürliche Wasserhaushalt wird durch Flächenversiegelung dahin verändert, dass deutlich weniger Regenwasser versickern oder verdunsten kann und stattdessen an der Oberfläche abfließt. Die Konsequenz: eine verringerte Grundwasserneubildung und erhöhter Abfluss an der Oberfläche. Starkregen führen dann immer häufiger zu Überlastung der Kanalisation mit Überflutung von Kellern, Flächen und Straßen in der Folge. Hinzu kommt die erhöhte hydraulische und stoffliche Belastung der Homberger Gewässer durch die Einleitung von Niederschlagswasser, das von Siedlungs- und Verkehrsflächen abfließt und damit eine Verschlechterung des Gewässerzustands bedingt.Neben den Gefahren durch Überflutungen entstehen damit beträchtliche Schäden an Objekten und Gewässern. In den letzten Jahren gab es immer häufiger überschwemmte Straßen. Der Damm im Hülsenbecker Tal wurde wegen Hochwasserschutz entfernt. Eine weitere Oberflächenversiegelung der Sickerfläche durch ein neues Wohngebiet mit Fließrichtung zum Hülsenbecker Tal hin erhöht die Gefahr stärkerer Überschwemmungen, die man mit den vorherigen Maßnahmen ja eigentlich verringern wollte.