Presseerklärung über die Lesung mit Ralph Klein

Linke Witten/Wetter

Veranstaltung vom 20.3.2024

Auf der Veranstaltung des Ortsverbands Die Linke Witten/Wetter erläuterte Ralph Klein, Historiker aus Witten, in einem spannenden Vortrag die Strukturen der Zwangsarbeit in Witten zur Zeit des Nationalsozialismus.

 

Seine Forschungen starteten vor über 20 Jahren. Die historische Befassung mit der Geschichte der Zwangsarbeiter:innen begann in den 1990’er Jahren mit einer Sammelklage von Zwangsarbei­tenden gegen deutsche Industriekonzerne, wie VW und Siemens. Sie hatten in Teilen Erfolg.

 

Dann wurden auch Forderungen der Zwangsarbeitenden in Witten gegen die Betriebe gestellt, die sie damals ausgebeutet hatten, z. B. Böhmer und Pleiger. Diese Forderungen wurden von den Wittener Betrieben abgelehnt. Ein Bürgerantrag, wenigstens die 150 Zwangsarbeitenden der Stadtverwaltung und der Stadtwerke zu entschädigen, wurde ebenfalls vom damaligen Rat abgelehnt. Aber das Stadtarchiv erhielt den Auftrag, die historische Situation zur Zwangsarbeit in Witten näher zu erforschen.

 

Ralph Klein wertete in der Folge die Akten des Bauamtes und die Ausländermeldekartei aus.

Auch aus den über 400 Briefen von Zwangsarbeitenden an Wittener Betriebe etc. konnte Ralph Klein viele Informationen über die Einsatzorte und die Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter:innen entnehmen.

 

Es war alles streng bürokratisch geregelt: Die Zuteilung der Zwangsarbeitenden zu den Firmen, Handwerkerbetrieben, Bauernhöfen und Privatpersonen sowie die völlig unzureichende Versorgung der Zwangsarbeitenden mit Essen. Die Sterberate unter ihnen war entsprechend hoch.

Sie mussten in fast allen Wittener Betrieben schuften, sogar in Friseursalons und in Privathaushalten. Bei Wickmann, dem Betrieb, der für den Krieg wichtige Sicherungen für U-Boote und Panzer herstellte, wurden u. a. 150 Polinen als Justizgefangene zur Arbeit gezwungen.

Die über zwanzig interessierten Gäste im Ardeyhotel hörten dem Autor Ralph Klein aufmerksam zu und stellten Nachfragen.

 

Das Buch von Ralph Klein über die Zwangsarbeit in Witten heißt: „Ein böser Blitzstrahl durchbohrte unsere jungen Herzen“. Der Titel ist ein Satz aus dem Tagebuch einer 14-jährigen Zwangsarbeiterin aus Russland. Die Übersetzung und Veröffentlichung dieses Tagebuchs ist ein aktuelles Folgeprojekt von Ralph Klein.

 

Das Buch von Ralph Klein über die Zwangsarbeit in Witten kann gegen einen Unkostenbeitrag beim Stadtarchiv Witten erworben werden.

 

Es war eine gelungene Linke Veranstaltung zu einem bedrückenden Abschnitt der Zeitgeschichte in Witten.